Putins Querfront für den Frieden

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Was Rechte, Linke, Gaza-Demonstranten und Leute, die an Chemtrails glauben, vereint.

IN PAAR VON DEN LEUTEN, die den Klimawandel leugnen, sind auch da, bei der großen Demo am Christian-Broda-Platz in Wien, Beginn innere Mariahilfer Straße, schräg gegenüber vom Westbahnhof. Und sie dürfen sich an diesem 18. Oktober wohl bestätigt fühlen, dass das mit der Erderwärmung bloß ein Schmäh ist. Weil: So saukalt ist es normalerweise nicht um diese Jahreszeit.

Die Kondensstreifen am Himmel über Wien sind dafür echt. „Kondensstreifen“ in Anführungszeichen. Nicht für alle hier, aber doch für einige, die überzeugt sind: Das wären „Chemtrails“, mit denen finstere Kräfte das Wetter verändern und unsere Sinne vernebeln. Darum geht es hier aber zugegebenermaßen nur am Rande. Die gut Tausend Leute, die sich versammelt haben, vereint ein größeres Anliegen: Frieden. Und die Erhaltung der österreichischen Neutralität. Beides ehrbare Ziele, grundsätzlich.

Auf der Bühne steht eine Endsechzigerin in einem grünen Anorak. Sie weiß, wie man ein großes Publikum anspricht. Im vorigen Jahrtausend war Madeleine Petrovic eine große Nummer bei den Grünen. Damals war ihr großes Feindbild die FPÖ, wegen deren Ausländerfeindlichkeit. Vor ein paar Jahren hat sie dann aber mit den Ökos gebrochen. Sie wollte die Corona-Maßnahmen nicht mittragen. Das mit der FPÖ sieht sie heute auch nicht mehr so streng.

ETROVIC SAGT: „In der Migrationspolitik haben wir vielleicht unterschiedliche Meinungen. Aber darum geht es heute nicht.“ Der gemeinsame Nenner aller sei die Verteidigung der österreichischen Neutralität. Es stehe der Bundesregierung nicht zu, beim Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine Position für das bedrängte Land zu ergreifen. So sieht das Petrovic.

Das gefällt zwei Männern mittleren Alters, die beide dieselbe blaue Jacke tragen und Rucksäcke, auf denen FBI steht. Damit ist nicht der US-Inlandsgeheimdienst gemeint, sondern das Freiheitliche Bildungsinstitut, die Kaderschmiede der FPÖ. Auch ein Demobesucher aus Deutschland klatscht, so gut es eben geht: In der Hand hält er ein paar Mitgliedermagazine der AfD, die er hier verteilt. Wieder ein anderer trägt ein großes Schild mit vielen Forderungen. Für die Neutralität. Aber auch für die Remigration von Menschen aus anderen Ländern und gegen Islamisierung.

Ein paar Meter weiter stehen Frauen in schwarzen Kopftüchern, die das Leid der Menschen in Gaza anklagen. Und ein junger Mann mit Palästinenserschal, der immer wieder ruft: „From The River to the Sea, Palestine will be free.“ Dazwischen eine Menge Leute in ihren späten Sechzigern. Alternative, wie man früher gesagt hat, in bunten Leinenklamotten, viele rauchen selbst gedrehte Zigaretten, da und dort riecht es ein bisschen süßlich nach Gras.

Es ist schon eine ziemlich wilde Mischung, die sich hier am Beginn der inneren Mahü versammelt hat.

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