Angriff der Raubkatze

Das russische Hackerkollektiv Black Cat versteht sich als Dienstleister für Wegelagerer im Cyberspace. Zuletzt ging ihnen das Land Kärnten ins Netz.

Zweierlei irritiert. Da wäre der für eine global agierende Unternehmung ausgesprochen sperrige Name: „ALPHV“. Man weiß nicht so recht, ob das V am Ende extra betont werden soll, oder ob er ausgesprochen wird als „Alf“, wie der nervige Außerirdische vom Planeten Melmac. Und dann die Tatsache, dass der Pressesprecher von ALPHV weder seinen Klarnamen verrät, noch den Unternehmenssitz. Man weiß bloß, dass er und seine Kumpanen aus Russland kommen. Das auf IT-Sicherheit spezialisierte Onlinemagazin The Record hat vor einigen Monaten ein schriftliches Gespräch mit ihm geführt. Es war ein Interview mit einem Phantom.

Und doch liest es sich wie eine Plauderstunde mit einem prahlerischen Start-up-Menschen: Der ALPHV-Repräsentant spricht über maßgeschneiderte Preismodelle, die besondere Anwenderfreundlichkeit seiner Software, Stakeholder, immer wieder über Werbung und Markenbildung. Man sei ein Dienstleistungsunternehmen, und zwar das beste seiner Art: „Ohne zu übertreiben, kann ich sagen, dass es derzeit auf dem Markt keine konkurrenzfähige Software gibt“, sagt das Phantom. Bei all der Phrasendrescherei gerät das eigentliche Geschäftsmodell seines Unternehmens in den Hintergrund. Das ist nämlich nichts anderes als hundsordinäre Erpressung. The Record hat den Vertreter einer kriminellen Organisation interviewt, die weit oben auf der Fahndungsliste des FBI steht. Zuletzt wurde das Land Kärnten zum Opfer dieser Wegelagerer im Cyberspace. Fünf Millionen Dollar in Bitcoin sollte die Lokalregierung in Klagenfurt überweisen, damit ihre von ALPHV lahmgelegten Server wieder hochfahren können.

Weiterlesen: DATUM, Juli 2022

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