Den Tod frotzeln? Das geht nur in Wien

Das Museum des Wiener Bestattungsamts verkauft in seinem Shop allerlei heitere Artikel. Viele sind Exportschlager. Die Stadt an der Donau nimmt den Tod traditionell auf die leichte Schulter.

Der Tod hört in Wien auf den Namen «Quiqui». Er hat Kulleraugen wie Goofy, der dämliche Disney-Hund, eine Sense aus grünem Plüsch, und er wird von Simmering am Stadtrand aus in aller Herren Ländern exportiert. 29 Euro 90 kostet so ein Tod, zuzüglich Versandkosten. In der Regel kommt der Quiqui binnen weniger Tage nach der Bestellung. Nur manchmal gibt es Ärger mit dem Zoll: Nicht überall will man den Sensenmann taxfrei einreisen lassen. Aber dafür, meint Cornelia Fassl, könne sie nichts.

Fassl ist bei der Bestattung Wien, dem städtischen Beerdigungsinstitut, zuständig für das Marketing. Was, nun ja, eine haarige Angelegenheit ist. Immerhin macht sie Werbung für ein Unternehmen, dessen Geschäftsgrundlage das grösste Tabu unserer Gesellschaft ist. Darf man das? Darf man den Tod verulken? Und: Lässt sich damit am Ende womöglich Gutes bewirken?

Fassl beantwortet alle drei Fragen mit einem Ja. Der Tod, meint sie, gehöre zum Leben dazu. «Über ihn zu lachen, nimmt Ängste.» Jene vor der eigenen Sterblichkeit. Humor helfe auch, die Hemmschwelle zu überwinden, die manche haben, am Grab von Oma und Opa eine Kerze anzuzünden. Auch Kindern lasse sich die Unvermeidlichkeit mit einem Augenzwinkern besser vermitteln. Der kuschelige Knochenmann, davon ist Fassl überzeugt, habe einen pädagogischen Mehrwert.

Dass er indes von der Donaumetropole aus rund um den Globus exportiert wird, ist fraglos stimmig. Hier pflegt man seit Jahrhunderten ein ausgesprochen neckisches Verhältnis zum Tod. In unzähligen Volksweisen wird er verniedlicht und verspottet. Der Wiener Schmäh endet auch dann nicht, wenn es zu Ende geht – wenn man «die Patschn beutelt», «ein Bankerl reisst», «den Holzpyjama anzieht».

Weiterlesen: NZZ am Sonntag, 11. Februar 2024