Wenn sich Burschenschafter und Rechtsextreme treffen, laufen auch linke Demonstranten auf. Ein Abend in der Wiener Hofburg, wo Ballgäste von einem völkisch einheitlichen Europa träumen.
So dürften sich das die zwei jungen Damen in bodenlangen Kleidern kaum vorgestellt haben. Während sie über das rutschige Kopfsteinpflaster vor der Hofburg stöckeln, stürmen ihre männlichen Begleiter nach vorne, Richtung Haupteingang. Dort steht ein Kumpel, der fröhlich mit seiner Kappe winkt. Keine feinen Umgangsformen, schon gar nicht für Burschenschafter, die sich viel auf ihre Galanterie einbilden und Frauen in Gesellschaft gern mit einem gehauchten Kuss auf den Handrücken begrüssen.
Entsprechend vergrämt sind die beiden zurückgelassenen Ballbesucherinnen. «Wie geht es dir damit?», fragt die eine. «Gute Frage», erwidert die andere. «Keine Ahnung, ob es wirklich eine gute Idee war, mitzukommen.» Nicht nur das Verhalten der Partner stört die Atmosphäre. Von draussen her wehen Parolen über den Heldenplatz: «Nazis raus! Nazis raus!». Und hoch oben am Himmel über der Wiener Innenstadt summen Überwachungsdrohnen der Polizei.
Wie jedes Jahr, wenn sich Burschenschafter und Rechtsextreme wie der Identitären-Mitgründer Martin Sellner oder der frühere FPÖ-Europaabgeordnete Andreas Mölzer zum Akademikerball treffen, muss mit Randalen gerechnet werden. In der Vergangenheit gingen Schaufenster zu Bruch, weil es unter den Antifaschisten vereinzelt Rowdys gab, die ihren Zorn über die Veranstaltung an den Nobelläden der Innenstadt ausliessen. Als träfe Hermès, Bulgari und Versace eine Mitschuld an der rechten Sause.
Weiterlesen: NZZ am Sonntag, 8.3.2025
